Geschichte des Brandenburger Tors

Brandenburger Tor – ein Wahrzeichen Berlins

Es ist ganz typisch für Berlin: Als die feierliche Eröffnung der Tore am 6. August 1791 stattfand, war das königliche Gebäude noch nicht fertiggestellt. Die Quadriga war noch nicht bereit – sie wurde erst zwei Jahre später aufgestellt. Laut den Berlinern macht das die Brandenburger Tor noch symbolträchtiger. Aber dass sie dazu bestimmt waren, eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt zu werden, war von Anfang an bekannt – Kaiser Friedrich Wilhelm II hatte sie genau so luxuriös und beneidenswert geplant.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde um Berlin eine Zollmauer mit achtzehn Einfahrtstoren errichtet. Diese dienten zur Ordnung der Steuereinnahmen auf die in die Hauptstadt Preußens importierten Waren. Der Hauptzugang sollte besonders gestaltet werden – ein Tor sollte errichtet werden, das nicht nur eine Grenzfunktion erfüllte, sondern auch als Dekoration diente. Der Bau der Tore, deren Straße in die Stadt Brandenburg an der Havel führte, begann im Jahr 1781. Die Zeiten waren friedlich, und das neue Tor wurde ursprünglich nicht das Brandenburger Tor genannt, sondern das Friedenstor, und die sie krönende Quadriga wurde von der antiken griechischen Friedensgöttin Irene gesteuert.

Friedrich Wilhelm II beauftragte den preußischen Architekten Carl Gotthard Langhans mit den Arbeiten. Der Entwurf sollte „gewissenhaft“ erstellt werden, so dass die Tore, falls die Zollstation verlegt würde, stehen bleiben und die Augen erfreuen würden. So geschah es: Von den achtzehn Toren blieben nur die Brandenburger erhalten und wurden damit zum Symbol der Hauptstadt und ganz Deutschlands. Inspiriert vom Athener Akropolis und seinen Propyläen, verwendete der Architekt zum ersten Mal den antiken griechischen Stil in der deutschen Architektur und legte damit den Grundstein für den später so genannten Berliner Klassizismus. Es wird oft angenommen, dass Berlin aufgrund der Errichtung des Friedenstores als „Athen an der Spree“ bezeichnet wurde, aber das ist nicht der Fall. Tatsächlich wurde die Stadt bis zum 18. Jahrhundert zum Kulturzentrum Europas.

Der berühmte Berliner Bildhauer jener Zeit, Johann Gottfried Schadow, schuf die berühmte Quadriga, die das Tor krönt, obwohl es fairerweise erwähnt werden sollte, dass eine ganze Gruppe von Meistern daran gearbeitet hat. Nach Abschluss der Arbeiten kursierten Gerüchte, dass das Modell der Göttin lebensgroß geformt worden sei und dass die „Modell“ Gräfin Wilhelmina von Lichtenau, auch bekannt als „die preußische Pompadour“ und Geliebte von Friedrich Wilhelm II, gewesen sei.

Zugunsten dieser Theorie spricht auch die pikante Tatsache, dass die Statue ursprünglich nackt war, und Wilhelmina liebte es, „nackt“ zu posieren. Die Bürger fanden diesen „Outfit“, oder besser gesagt, dessen Fehlen, unpassend, und die Göttin musste in ein Kupferkleid gekleidet werden. Nur der Rücken der Figur blieb teilweise entblößt. Johann Gottfried Schadow selbst behauptete jedoch, dass das Modell für ihn eine ganz andere junge Frau gewesen sei, die Tochter eines Schmiedes vom Hausvogteiplatz.

Die Brandenburger Tor Quadriga hatte schon immer das Auge auf sich gezogen. In der Tat wurde sie von keinem Geringeren als Napoleon Bonaparte begehrt, der nach seinem Sieg über Berlin im Jahr 1806 die Quadriga kurzerhand in 13 Kisten zerlegen und nach Paris bringen ließ. Diese Aktion brachte ihm den Spitznamen „Pferdedieb“ bei den Berlinern ein. Ironischerweise löste sich während des Zweiten Weltkriegs der Kopf eines der Pferde genau nach Napoleons Zerlegungsplan.

Am 9. Juni 1814, nach dem Sieg Preußens über Napoleon, wurde das Skulpturenensemble wieder an seinen Platz gebracht – wobei die unanständig entblößten Teile der Göttin für den Transport aus Paris nach Berlin angemessen bedeckt wurden. Seitdem sind die Tore zum Symbol des Sieges über Frankreich geworden und die Göttin des Friedens hat sich in die römische Siegesgöttin Victoria verwandelt, die durch ein neues Element ergänzt wurde – das preußische Eisenkreuz. In der Bevölkerung bekam die Quadriga den Spitznamen „Retourkutsche“, was im Deutschen etwa „Antwort“ oder „Wechselgeld“ bedeutet.

Die Rückführung der Quadriga nach Berlin wurde Simon Kremzer anvertraut, einem Soldaten der schlesischen Armee Blücher, der Erfahrung mit dem Transport von sperrigen Lasten hatte. Als Dank dafür wurde ihm das Recht gewährt, in Berlin zu leben, und er wurde zu einem Transportunternehmer, der die erste Pferdeomnibuslinie der Stadt eröffnete.

Im Jahr 1871, nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg und der Proklamation des Deutschen Reiches sowie der Vereidigung von Wilhelm I. als deutscher Kaiser, zog ein riesiger Siegesumzug durch das Brandenburger Tor. Auf dem Platz gegenüber den Toren wurde die Vereinigung des Staates massiv gefeiert. Fast 120 Jahre später, in der Silvesternacht 1990, wurde erneut gefeiert, dieses Mal zur Feier der Wiedervereinigung Deutschlands – eine bemerkenswerte Wende der Geschichte!

Zerstörtes Brandenburger Tor

Im Jahr 1945 wurden die Tore durch Kugeln und Splitter schwer beschädigt, und ein Projektil traf direkt in die Quadriga. Sie wurde erst 1958 wieder aufgebaut, bis dahin krönte eine sowjetische Flagge die Tore, die später durch die Flagge der DDR ersetzt wurde. Während des Kalten Krieges befanden sich die Tore auf dem Gebiet der DDR, und nach dem 13. August 1961 wurde der Durchgang durch sie durch die Berliner Mauer blockiert.

Die Brandenburger Tor sind regelmäßig in den städtischen Nachrichten zu finden. Zum Beispiel entschied ein betrunkener Autofahrer im Jahr 2013, genau das zu tun, wofür die Tore ursprünglich gebaut wurden – durch sie zu fahren. Das Ergebnis: eine beschädigte Säule, die dritte von rechts, und ein zerstörter BMW. Der unglückliche Fahrer kam mit einem Schrecken davon.

Ein Jahrhundert zuvor ereignete sich jedoch ein schwererer Verkehrsunfall. Bis zur Revolution war die zentrale Durchfahrt ausschließlich für Mitglieder des Königshauses und ausländische Botschafter bestimmt. Aber im Jahr 1918 nutzten aufständische Soldaten sie und rasten mit solcher Geschwindigkeit durch die Tore, dass sie den unglücklichen Lorenz Adlon, den Gründer des berühmten gleichnamigen Hotels in der Nähe, unter sich begruben. Der Unternehmer überlebte das Unglück, starb jedoch drei Jahre später an der gleichen Stelle nach einem weiteren Unfall.

Die Brandenburger Tor sind aus gutem Grund eines der meistverbreiteten Motive für Souvenirs. Von klassischen Drucken auf Tassen und T-Shirts bis hin zu einer schokoladenen Miniatur, die im Restaurant des Adlon Hotels serviert wird – in Berlin scheint fast jeder auf das Interesse der Touristen an den Brandenburger Tor zu profitieren. Interessanterweise reicht das Geschäft rund um das Symbol von Berlin schon 200 Jahre zurück. Damals kamen porzellanene Ostereier mit vergoldeten Bildern des berühmten Wahrzeichens auf den Markt.

Als Schlüsselsymbol der Stadt und bedeutendes Denkmal spielen die Brandenburger Tor eine entscheidende Rolle in der Tourismusbranche Berlins. Diese historischen Tore werden in vielerlei Formen und Medien nachgeahmt, von Fotografien und Postkarten bis hin zu Souvenirs und Geschenkartikeln. Das Interesse an den Toren ist so groß, dass kaum ein Souvenirgeschäft in Berlin ohne eine Nachbildung oder Darstellung der Tore auskommt.

Auch in der Gastronomie finden die Tore Anklang. Eine schokoladige Miniatur des Wahrzeichens wird beispielsweise im Restaurant des renommierten Adlon Hotels serviert – eine köstliche Erinnerung an den Besuch in der deutschen Hauptstadt.

Dieses „Tor-Geschäft“ ist nicht neu. Schon vor 200 Jahren wurden porzellanene Ostereier mit einem vergoldeten Bild der Tore verkauft, was die anhaltende Beliebtheit dieses Motivs unterstreicht. Diese bemerkenswerte Langlebigkeit zeugt vom tiefen kulturellen Einfluss und der historischen Bedeutung der Brandenburger Tor. Sie sind nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein Symbol für ihre bewegte Geschichte und ihre Stellung als bedeutender Knotenpunkt Europas.